
Wir hatten die Doku für den SWR noch gar nicht gedreht, da überraschte uns schon eine weitere Anfrage: Der Autor Marcus Imbsweiler, bekannt für seine Krimireihe mit Privatdedektiv Max Koller, fragte an, ob er für seinen neuen Roman dem Pumpenhaus einen Besuch abstatten könne.
Das haben wir gerne ermöglicht und der Autor ließ sich vor Ort inspirieren von der Besonderheit des Hauses mit dem Schacht und seiner geographischen Lage im Grünen zwischen Südstadt und Kirchheim.
Da waren sie wieder, die Gegensätze. Das Leben, der Tod. Die vielen Einsatzwagen rund um das Haus und trotzdem Stille. Das einsame Wohnhaus mitten in einer Schrebergartensiedlung. Usedom war ein Sonderling gewesen, und seine Unterkunft sagte davon. Vorbei zehn Jahren hatte er der Stadt die Baracke abgekauft, hatte sie mit viel Mühe und persönlichen Einsatz renoviert und ein Schmuckstück daraus gemacht. Ein Industriedenkmal, für dessen Sanierung es sogar einen Architekturpreis gegeben hatte. Was nun auch schon eine Zeit lang her war.
Unten lehnte mein Fahrrad am Zaun. Ich hätte heimfahren können, doch ich war noch nicht so weit. Musste zuerst etwas loswerden. Also ging ich um das Haus herum und erklommen den Bahndamm, der parallel zum Grundstück verlief. Gleise gab es hier schon lange nicht mehr, nur ein paar Schwellen lagen herum. Ansonsten Kies, Unkraut, etwas Buschwerk, auf der einen Seite dünne Bäumchen.
Früher hatte diese Strecke zum Güterbahnhof geführt, aber auch der war längs der Stadterweiterung gewichen. Lediglich die Trasse für den Personenverkehr existierte noch. Sie verlief ein Stück weiter östlich, und den Raum dazwischen fehlten Kleingärten wie aus dem Lehrbuch: mit Blumen- und Gemüsebeeten, rumpelige Hütten und Grillstellen, Trampolins und Kinderschaukeln. Gartenzwerge gab es natürlich auch.“
(aus „Heidelberg-blues“, Seiten 41 und 42, 2022)
Auch die Innenarchitektur wurde Teil seiner Tatortbeschreibung:
Im Wohnzimmer war ich vorgestern nicht gewesen. Aber Usedom hat es mir bei einem früheren Besuch gezeigt. Ich wusste also, was mich erwartet: das wahrscheinlich ungewöhnlichste Wohnzimmer der ganzen Stadt.
Früher, in den guten alten Dampfloktagen, hatte das Gebäude als Pumpenhaus gedient. Parallel zum Grundstück führte ja heute noch der Bahndamm vorbei. Über einen Schacht wurde das Grundwasser nach oben befördert und dann per Rohr in den Kessel der wartenden Lok. Von der Anlage selbst war kaum noch etwas vorhanden, aber den Schacht gab es noch, und er befand sich jetzt mitten im Wohnzimmer des Hauses: vier Meter breit, zwei Stockwerke tief. Über der Öffnung lag eine Glasplatte, eine Wendeltreppe aus Stahl führte in die Tiefe. Auf der Zwischendecke hatte sich Usedom einen einen kleinen Fitnessraum eingerichtet; im Geschoss darunter konnte man nichts lagern, so feucht war es dort.
(aus „Heidelberg-blues“, Seite 121, 2022)
Sogar unser Kühlschrank hat es in seine Ausführungen geschafft – wir haben ihn sofort wiedererkannt 🙂
Jetzt haben wir für die kalten Herbsttage unsere ganz eigene Krimilektüre. Danke, Marcus Imbsweiler!
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