Morgen (13.05.2023) erscheint ein Beitrag über das Pumpenhaus in der Süddeutschen Zeitung. Ein Besuch am Kiosk könnte daher einen Ausflug wert sein 😉
Natürlich gibt es auch eine digitale Version, die sogar noch mehr Text und schöne Bilder über unseren Wohntraum bereit hält. Dieser Artikel liegt allerdings hinter einer Paywall. Für alle, denen Geld nichts bedeutet, hier der link zum Beitrag.
Wir finden den Artikel gelungen und der Besuch von Tobias Bug (Text) und Mark Siaulys Pfeiffer (Fotos) war eine freundliche und wertschätzende Begegnung.
Wir hatten die Doku für den SWR noch gar nicht gedreht, da überraschte uns schon eine weitere Anfrage: Der Autor Marcus Imbsweiler, bekannt für seine Krimireihe mit Privatdedektiv Max Koller, fragte an, ob er für seinen neuen Roman dem Pumpenhaus einen Besuch abstatten könne.
Das haben wir gerne ermöglicht und der Autor ließ sich vor Ort inspirieren von der Besonderheit des Hauses mit dem Schacht und seiner geographischen Lage im Grünen zwischen Südstadt und Kirchheim.
Da waren sie wieder, die Gegensätze. Das Leben, der Tod. Die vielen Einsatzwagen rund um das Haus und trotzdem Stille. Das einsame Wohnhaus mitten in einer Schrebergartensiedlung. Usedom war ein Sonderling gewesen, und seine Unterkunft sagte davon. Vorbei zehn Jahren hatte er der Stadt die Baracke abgekauft, hatte sie mit viel Mühe und persönlichen Einsatz renoviert und ein Schmuckstück daraus gemacht. Ein Industriedenkmal, für dessen Sanierung es sogar einen Architekturpreis gegeben hatte. Was nun auch schon eine Zeit lang her war.
Unten lehnte mein Fahrrad am Zaun. Ich hätte heimfahren können, doch ich war noch nicht so weit. Musste zuerst etwas loswerden. Also ging ich um das Haus herum und erklommen den Bahndamm, der parallel zum Grundstück verlief. Gleise gab es hier schon lange nicht mehr, nur ein paar Schwellen lagen herum. Ansonsten Kies, Unkraut, etwas Buschwerk, auf der einen Seite dünne Bäumchen.
Früher hatte diese Strecke zum Güterbahnhof geführt, aber auch der war längs der Stadterweiterung gewichen. Lediglich die Trasse für den Personenverkehr existierte noch. Sie verlief ein Stück weiter östlich, und den Raum dazwischen fehlten Kleingärten wie aus dem Lehrbuch: mit Blumen- und Gemüsebeeten, rumpelige Hütten und Grillstellen, Trampolins und Kinderschaukeln. Gartenzwerge gab es natürlich auch.“
(aus „Heidelberg-blues“, Seiten 41 und 42, 2022)
Auch die Innenarchitektur wurde Teil seiner Tatortbeschreibung:
Im Wohnzimmer war ich vorgestern nicht gewesen. Aber Usedom hat es mir bei einem früheren Besuch gezeigt. Ich wusste also, was mich erwartet: das wahrscheinlich ungewöhnlichste Wohnzimmer der ganzen Stadt.
Früher, in den guten alten Dampfloktagen, hatte das Gebäude als Pumpenhaus gedient. Parallel zum Grundstück führte ja heute noch der Bahndamm vorbei. Über einen Schacht wurde das Grundwasser nach oben befördert und dann per Rohr in den Kessel der wartenden Lok. Von der Anlage selbst war kaum noch etwas vorhanden, aber den Schacht gab es noch, und er befand sich jetzt mitten im Wohnzimmer des Hauses: vier Meter breit, zwei Stockwerke tief. Über der Öffnung lag eine Glasplatte, eine Wendeltreppe aus Stahl führte in die Tiefe. Auf der Zwischendecke hatte sich Usedom einen einen kleinen Fitnessraum eingerichtet; im Geschoss darunter konnte man nichts lagern, so feucht war es dort.
(aus „Heidelberg-blues“, Seite 121, 2022)
Sogar unser Kühlschrank hat es in seine Ausführungen geschafft – wir haben ihn sofort wiedererkannt 🙂
Jetzt haben wir für die kalten Herbsttage unsere ganz eigene Krimilektüre. Danke, Marcus Imbsweiler!
In der letzten Zeit wurden wir mehrfach angefragt, ob wir nicht etwas mehr zeigen können von unserem Pumpenhaus und wie wir darin leben. Das ist ja so eine Sache mit dem Türen öffnen in die privaten Gefilde. So haben wir uns u.a. bisher nicht durchringen können, am Tag des offenen Denkmals teilzunehmen. Kleinere Besucher:innengruppen wie z.B. die fleißigen Nachbar:innen des Kleingartenvereins Heidelberg Stadt e.V. oder die hiesigen Bezirksbeiräte auf Radtour haben wir schon zu Gast gehabt und ihnen den Schacht, den Brunnen und die anderen Besonderheiten des Hauses gezeigt.
Bei der Anfrage des SWR für das Format ROOM TOUR sind wir dann doch schwach geworden und haben für einen ganzen Tag ein Filmteam bei uns willkommen geheißen. Es war eine sehr aufregende und schöne Erfahrung mitzuerleben, wie so eine Doku entsteht. Vor allem, weil wir keinen Einfluß auf die Doku nehmen konnten und sie selbst erst zu sehen bekommen haben, als sie ausgestrahlt wurde.
Die Film-Crew war sehr kinderlieb. Unser Jungs durften alles ausprobieren.
Natürlich haben wir uns einen der heißesten Tage des Jahres für diesen Tag „rausgesucht“ und waren alle danach ganz schön erschöpft. Jetzt haben wir also einmal der ganzen Welt die Tore des Pumpenhauses geöffnet und hoffen so auch die anhaltende Neugierde der vielen Spaziergänger:innen auf diese Weise befriedigen zu können, wie es sich wohl lebt in diesem lost place.
Wir sind gerührt und dankbar, dass wir vom SWR in diesen erlesenen Kreis der ROOM TOURer aufgenommen wurden. Wir empfehlen unbedingt auch die anderen Dokumentationen dieses Formats.
Hier der YouTube-Link zur ROOM TOUR mit uns und dem Pumpenhaus:
Im 2. Halbjahr 2021 haben wir viel am Pumpenhaus gewerkelt. Besonders fällt schon vom Wegesrand auf, dass wir jetzt eine richtig schicke Garage haben.
Nach langwierigen Recherchen haben wir uns für einen Holzständerbau mit Boden-Deckel-Schalung entschieden. Zudem haben wir uns an ein Gründach herangewagt (wir, das ist das bewährte Baustellen-Duo Peter und Tobias und das nervenstarke Supporting-Team unserer Frauen und Kinder).
Das Gute an der Holzständerbauweise ist, dass wir alle Arbeitsschritte selbst ausführen konnten und die doch recht beengte Zufahrt zum Pumpenhaus nur bedingt eine Herausforderung darstellte.
Und was sollen wir sagen? Es lief wie am Schnürchen. Der „Bausatz“ der Firma HOLZON war damals sowohl bezahlbar und auch lieferbar (zwei Wochen später kam das, was als Baustoffmangel und Inflation in die Geschichtsbücher Einzug halten wird). Zudem bietet diese Firma hervorragende Holzqualität, kompetente und flexible Mitarbeiter:innen und dass sowohl Dachrinne, Fallrohr und das Gründach im Paket mit erhältlich waren, hat uns ebenso begeistert.
Wir haben die Fläche vorbereitet. Es musste ein Baumstumpf entfernt und einige Erdarbeiten durchgeführt werden. Ein hervorragendes Workout nach der Büroarbeit. Wir haben uns ein Rahmenfundament gebaut und die Garage in dieses auf Punktfundamente gestellt. Für eine ideale Wetterfestigkeit haben wir zudem noch Bleche unter die Verschalung gesetzt, die das Wasser stets sicher vom Gebäude wegführen.
Das Garagentor haben wir in Polen bestellt und es noch ganz knapp vor Weihnachten, bevor es keine LKW-Fahrer mehr für solche Aufträge gab, liefern lassen.
Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden. Kaum zu glauben, dass wir es über fünf Jahre mit einem Zelt als Garage ausgehalten haben.
Da soll sie dann mal stehen…Der bisherige Endgegner in unserem Garten.Der Bausatz.Der Anfang ist gemacht.Richtfest.Das Gründach entsteht. Danke für Deine Hilfe, Frank!Auch als Carport schön.Bleche als Wetterschutz.Alle haben mitgeholfen.Die Boden-Deckel-Schalung im Aufbau.Die Rückansicht ist fertig.Strom hat der Bau auch bekommen.Das Tor ist da. Weihnachten kann kommen.Passt perfekt.
Nachdem die Garage fertiggestellt war, haben wir uns an die Einfahrt und den Aufgang gemacht. Hatten wir bisher immer das Gefühl, dass wir viel zu viel Material aus Sandstein auf dem Hof hätten, wurde dieses Unterfangen doch eher wie ein großes Puzzlespiel mit knapp bemessenen Ressourcen. Genial war, dass wir im richtigen Moment eine Reihe alter Fensterbänke aus einem alten Forsthaus geschenkt bekommen haben. Die waren perfekt, um daraus einen Treppenaufgang zu bauen.
Jedes Puzzleteil wiegt über 80 kg.Fast fertig.Unsere Nachbarn hatten viel Geduld mit uns.Version 1.0 des Aufgangs.Passt soweit. Aber wir sind noch nicht zufrieden.Version 2.0. So kann es bleiben.Wir haben auch zwei wunderschöne Grabsteine geschenkt bekommen.
Das Pumpenhaus „funktioniert“ zuverlässlich und so haben wir Zeit und Energie, das Grundstück weiter zu gestalten und schöne Orte für uns, Tiere und Pflanzen zu schaffen. Außerdem haben wir Freunde, die immer wieder Lust haben, uns zu Projekten zu animieren und scheuen vor keiner baulichen Herausforderung zurück. Was für ein Glück! Ohne diese tatkräftigen Engel wäre das alles gar nicht möglich.
Als erstes Projekt haben wir in den Osterferien einen neuen Stellplatz für den Bauwagen eingerichtet. Via ebay-Kleinanzeigen hatten wir eine Reihe Sandsteingewände erworben, die als Randsteine fast schon zu schön für den schnöden Einsatz waren. Aber lieber zu schön gebaut, als sich später zu ärgern, dass man es auch besser hinbekommen hätte…
Zu dritt haben wir von Hand den Bauwagen an seinen neuen Platz manövriert und ausgerichtet. Durch diesen Umzug wurde eine beachtliche Fläche auf der Westseite des Hauses frei, die wir mit einer weiteren Rasenfläche und einer kleinen Terrasse aufhübschen wollen.
Zufrieden mit der Aktion, bei der die bewährte Kombination aus Kurpfalzerde und Rollrasen zum Einsatz kam (diesmal und sehr zu empfehlen von Rollrasen Hedderich in Einhausen), haben wir noch den Weg am Haus auf der Westseite erweitert. Auch der Wassertrog wurde in diesem Bauabschnitt an das Regenwasserrohr angeschlossen.
Der dritte Einsatz bestand dann in der Gestaltung der neuen kleinen Terrasse vor der Rasenfläche und hinter dem zukünftigen Carport. Für den Rahmen wurden die letzten Sandsteingewände verbaut. Als Bodenbelag haben wir schöne, große Sandsteinplatten gewählt. Diese gab es im Angebot bei ebay-Kleinanzeigen. Ganze 80 Platten haben wir von Altrip nach Heidelberg gekarrt. Die Platten sind mit 8 bis 10 cm Stärke echte Schwergewichte. Wie so oft, wenn es um den sicheren Transport von schweren Gütern geht, haben wir uns einen der 2to-Hochlader-Anhänger von Mietfix ausgeliehen. Die eingekauften Platten sind zwar etwas schwer zu bewegen, aber wo die liegen, da liegen sie dann auch… und sehen mit der Patina so aus, als wären sie schon immer dort gewesen, wo sie uns jetzt einen neuen, gemütlichen Freisitz bieten.
Jetzt wollen wir das Carport angehen. Hier suchen wir nach einem Bausatz, der in klassischem Fachwerk daherkommt. Geplant ist ein begrüntes Tonnendach. Wir freuen uns auf das Projekt und auf den Tag, an dem wir das Zelt endgültig ersetzten können.
Direkt hinter dem Ulmer Münster wird hier das Pumpenhaus als zweites Beispiel für die gelungene Erhaltung eines Kulturdenkmals aufgeführt. Wir sind gerührt über das Lob für unsere Arbeit und wir teilen die Freude über das Ergebnis.
Wir danken nochmal ausdrücklich den Denkmalschützer*innen, die uns geholfen haben, das Pumpenhaus zu retten. Zusammen mit den Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung Heidelberg haben wir alle Hürden genommen, um hier wohnen zu können.
Unsere grüne Insel hat nochmal eine ganz neue Qualität für uns bekommen, seit es durch die Corona-Pandemie zu Lockdown und Begrenzungen der Bewegungsfreiheit gekommen ist. Freunde und Bekannte haben das Pumpenhaus als Ziel für einen Ausflug genutzt und wir haben die Gespräche über den Zaun hinweg sehr genossen.
Auf den Wegen um das Haus herum sind seitdem auch so viel mehr Menschen unterwegs, die sich als Spaziergänger oder mit allerlei Rollhilfen ausgestattet, ein wenig die Beine vertreten.
Da kam uns die Idee, unsere alte Kreidetafel an den Zaun zu hängen und ab und zu den vorbeikommenden Menschen einen erbaulichen Spruch mitzugeben. Dafür haben wir überraschend viel positive Rückmeldung bekommen. Es gab sogar schon süße Überraschungen für uns in Form von kleinen Pralinenschachteln als Dankeschön. Besonders gefreut haben wir uns über eine Weihnachtskarte einer Spaziergängerin mit freundlichen Worten zu unseren Sprüchen. Es freut uns, dass wir Menschen, die an unserem Haus vorbei kommen, ein paar positive Gedanken schenken können.
Auf der Laderampe hatten wir kurz vor dem Einzug einen Holzfliesenbelag eines skandinavischen Möbelkaufhauses verlegt. Das hat über fünf Jahre gut gehalten und uns vor Matsch und Dreck geschützt. Nun waren die Holzfliesen verschlissen und wir haben uns ein paar wirklich richtig große Sandsteinplatten aus Wilhelmsfeld von einem Baugrundstück holen können. Perfekt für unser kleines, feines Terrassen-Projekt.
Bereits Ende letzten Jahres wurde gut die Hälfte des Schrebergartenwegs neu asphaltiert und so die Zufahrt zum Pumpenhaus annähernd schlaglochfrei. Wir waren zunächst ein wenig enttäuscht, dass die schöne neue Fahrbahndecke 50 Meter vor unserem Haus endete und wir weiterhin mit dem alten Belag vorlieb nehmen mussten.
Wir erklärten uns das mit dem etwas unklaren Status unseres Abschnitts des Schrebergartenwegs als „nicht öffentlicher“ Weg, der aber aber als Zufahrt zu den Schebergärten und unerem Domizil dient.
Umso erstaunter waren wir, als wir plötzlich ein liebevolles Schreiben der Stadt Heidelberg erhielten, dass unser Auto eventuell im Weg sein könnte – und waren gespannt, was auf uns zukommen sollte.
Tatsächlich rückte ein Bagger samt Personal an und machte sich an Grabungen rund um die Doppelschikane, die schon so manchen Auto- und Radfahrer herausgefordert hat. Als dann die freundlichen Arbeiter noch nachfragten, wie sie unseren Stellplatz denn gestalten sollen ob wir auch einen befestigten Zugang zu unserem Gartentor haben wollen, kannte unsere Begeisterung für diese Baustelle keine Grenzen mehr. Uns wurde in Aussicht gestellt, dass, wenn alles nach Plan laufen würde, die Arbeiten binnen drei Tagen abgeschlossen wären. Nun läuft es bekanntlich nie nach Plan und so war es auch bei dieser Baustelle.
Der Bagger förderte eine Grube mit Schachtdeckel zutage, von deren Existenz weder wir noch das Straßen- und Tiefbauamt Kenntnis hatte. Wir mussten natürlich nachschauen, was es mit dem unterirdischen Bauwerk auf sich hat.
Anscheinend diente der versteckte Schacht als T-Kreuung für das Brunnenwasser zwischen den beiden Pumpenhäusern und dem Wasserturm (heute Tankturm). der Schacht weist das Datum 16.04.1954 auf, ist etwa zwei Meter tief und sorgfältig gemauert. Eigentlich schade, dass dieses Bauwerk nur kurz ans Tageslicht kam. Schon ein paar Tage später wurde die erste Schicht Asphalt über den Schacht gelegt und der Belag der Kurve abgefräst.
Dann passierte eine gute Woche gar nichts und als wir schon wieder unser Auto in die Einfahrt stellen wollten, kam dann doch noch die finale Fahrbahndecke auf unsere Zufahrt und den Schrebergartenweg. Jetzt ist leider auch der schöne alte Schachtdeckel wieder versteckt – mal sehen, bei welchen Ausgrabungen er jemals wieder zum Vorschein kommt.